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Bei
der Wahl der neuen Entlastungsglocken wurden in intensiven
Diskussionen, zusammen mit dem Glockensachverständigen
der Diözese Eichstätt, Herrn Winkelbauer, folgende
Randbedingungen festgelegt:
- Die
drei Glocken müssen den täglichen immer wiederkehrenden
Läutedienst, das Angelusläuten, übernehmen.
D.h. die Glocken sollen sich in ihrer Tonhöhe deutlich
unterscheiden.
- Die
neuen Glocken sollen sich in ihrem Klangbild in das bestehende
Glockenensemble einfügen. Die Glocken sind in gotischer
Rippe' zu gießen.
- Die
Tonhöhe der tieferen Glocke soll oberhalb der Stürmerin'
mit ihrem Schlagton c' liegen.
- Die
Tonhöhe der kleineren Glocke soll unterhalb der vorhandenen
Kleinen Glocke' liegen, um an hohen Festtagen ein
klanglich ausgewogenes Gesamtgeläute zu erreichen.
Die
neue tiefere Glocke soll nach dem Wunsch der Pfarrgemeinde
den Namen Benediktus' tragen. Hierdurch soll an das
jahrhundertelange Wirken der Benediktiner in Kastl erinnert
werden, denen wir unsere Pfarrkirche und unsere Glocken verdanken
und deren geistig - geistliche Erben wir ja auch heute noch
sind.
In
ihrer Funktion als Wandlungsglocke kündet sie während
der Gottesdienste den nicht anwesenden Gläubigen die
Wandlung der eucharistischen Gaben An den Sonntagen ruft sie
mit den beiden neuen Schwesterglocken die Christen zum Gottesdienst.
Das
Schriftband der neuen Glocke trägt die Lebensmaxime des
heiligen Benedikt ut DEUS in omnibus glorificetur'.

Die
Benediktusglocke hat folgende Daten:
Durchmesser:
1.350 mm
Gewicht: 1.523 kg
Schlagton: es'

LESEN
- Gedanken von P. Dr. Beda Sonnenberg, Kloster Plankstetten,
zur neuen Benediktusglocke
In
einem Buch lesen, die Worte nachdenken, sich in Geschriebenes
hinein vertiefen. Haben Sie schon einmal bemerkt, wie viel
Zeit Ihnen der Autor eines Buches schenkt, wenn Sie seine
Zeilen lesen? Wenn Sie Zeit brauchen, sollten sie diese lesend
in den Büchern suchen. Texte haben und geben Zeit, lassen
Gelesenes und Nachgedachtes reifen, schenken Leben. In Büchern
finden wir Zeit, Erkenntnisse, Anregungen zur Lebenspraxis
und zur Lebensführung - Texte trösten auch.
Die
Väter unseres Glaubens raten, sich für das Lesen
zu einer guten Zeit zurückzuziehen. Besonders geeignet
sind gewöhnlich die Morgenstunden eines Tages. Aber auch
der Abend birgt Stille und Ruhe, um sich in einen Text zu
vertiefen. Gehen Sie nicht müde an ein Buch! Sie sollen
nicht darüber einschlafen. Die Autoren freuen sich, wenn
Sie ausgeruht und wach an ihr Werk gehen. Sie möchten
mit Ihnen in einen lebendigen Kontakt treten und Ihnen Ihre
Zeit und Ihre Weisheit schenken. Worte sind wertvoll.
Für das Lesen ist auch der Ort von großer Bedeutung.
Suchen Sie sich einen stillen Ort in ihrem Haus oder in ihrer
Wohnung. In der warmen Zeit kann es auch ein ruhiges Plätzchen
im Garten sein. Dort hörte einst der heilige Bischof
Augustinus die singende Kinderstimme, die ihn aufforderte:
"Nimm und lies! Nimm und lies!" Suchen Sie sich
einen Ort, der zum Lesen einlädt. Es ist das Sprechzimmer
Ihrer Seele.
Johannes von Kastl wünscht, dass sich die Mönche
in drei Arten von Büchern vertiefen: In die weltliche
Literatur, in die Heilige Schrift und in die Gesetze. Dieser
Rat gilt nicht nur den Mönchen. Auch Ihnen vermittelt
ein Roman oder ein Sachbuch eine bestimmte Sicht der Welt.
Geschichten und Sachverhalte aus Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft erzählen vom Leben und lassen die eigenen
Erfahrungen in einem neuen Licht erstrahlen. Viele überraschende,
neue Seiten des Lebens bergen diese Bücher in sich, die
Ihnen persönlich helfen, Wahres vom Falschen zu unterscheiden.
Die
heilige Schrift, so glaubt Johannes von Kastl, fasst die Erfahrungen
der ganzen Menschheit zusammen. Die Erzählungen der Väter
unseres Glaubens Abraham, Isaak und Jakob schildern, wie sich
Gott der Menschen annimmt und ihre Hoffnungen erfüllt.
Das Buch Hiob erzählt von einem Menschen, der schuldlos
tiefes Leid erfährt und mit Gott hadert. Von der Liebe
und der Sehnsucht eines verliebten Menschen berichtet das
Hohe Lied. Der Mensch wird im Buch der Bücher ermutigt,
sein Leben auf einen Gott zu bauen, der seinen geliebten Sohn
Jesus Christus aus dem Tod errettet hat. Die Heilige Schrift
öffnet die Tür des eigenen Schneckenhauses und lädt
ein, herauszukommen, zu leben und frei zu sein.
Warum ist es auch wichtig, die Gesetze zu kennen? Gesetze
leiten zum richtigen Leben an. Mittlerweile wissen wir, dass
menschliche Freiheit den Lebensvollzug anderer gefährden
kann. Um den Nächsten das Leben zu ermöglichen,
sind dem Menschen Gesetze gegeben worden. Allerdings sind
diese Werke unübersehbar geworden. Was kann einem helfen,
sich in einer komplizierten und tückischen Welt zurechtzufinden?
Jesus rät den Menschen, sich in das vollkommene Gesetz
der Liebe zu vertiefen. Es ist die Liebe zu Gott, zum Nächsten
und zu sich selbst, die gleichsam alle anderen Gesetze beseelt.
Die Liebe ist der Kern aller Gesetze. Sie weckt das Interesse
an Gott und am Nächsten; und nur durch den anderen erkennt
sich der Mensch selbst.
Das
Lesen öffnet dem Menschen die Augen. Indem der Mensch
in einem Roman, in der Heiligen Schrift und in den Gesetzeswerken
liest, sitzt er wie in einer Kirche schweigend und staunend
vor einem gotischen Dreiflügelaltar: In der Mitte sieht
er das Hauptbild - die Heilige Schrift. Die weltliche Literatur
auf dem linken Altarflügel weist auf die Welt hin, in
der der Mensch lebt. Der rechte Flügel mit dem Gesetz
zeigt dem Betrachter wie sein Leben in seinem Lebensraum glücken
kann. Von außen wird der Mensch zur Mitte seines Lebens
und seines Glaubens hingeführt - dem Wort Gottes. Von
diesem sagt der Mönchsvater Benedikt: "Ist denn
nicht jede Seite oder jedes von Gott beglaubigte Wort des
Alten und Neuen Testamentes eine verlässliche Wegweisung
für das menschliche Leben?"
Die
Benediktusglocke lädt Sie ein: "Nimm und lies! Nimm
und lies!" Lassen Sie sich in das Sprechzimmer Ihrer
Seele führen und treten Sie ein in das Gespräch
mit Jesus Christus, mit den Vätern unseres Glaubens und
mit den großen Romanhelden. Der Autor schenkt Ihnen
nicht nur Zeit, sondern lässt Sie an seinem tiefen Verständnis
der Welt, der Menschen und ihrer Gesetzmäßigkeit
teilhaben.
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